Sorge um Holzknappheit
Jahreshauptversammlung der Dachdecker-Innung Boppard
Die Dachdecker-Innung Boppard konnte erstmalig nach langer coronabedingter Pause wieder in Präsenz tagen. Im Außenbereich des Weinhauses „Heilig Grab“ in Boppard kamen knapp dreißig Innungsmitglieder zusammen. Schwerpunkte des Austausches waren neben den notwendigen Regularien vor allem die Auswirkungen der Pandemie auf die Ausbildung und das Problem der Holzknappheit, das den Dachdeckern Sorgen bereitet.
Fernunterricht, Wechselunterricht, Hygienekonzepte, Schnelltests: Auch die BBS Mayen musste im Rahmen der Coronakrise von jetzt auf gleich vieles noch nie Dagewesene aus dem Boden stampfen. Einen Blick hinter die Kulissen boten Studiendirektorin Gabriele Vogtel. Als Verantwortliche für den theoretischen Teil der Ausbildung berichteten sie, wie sie die ungewöhnliche Zeit mit den Azubis des Dachdeckerhandwerks erlebten, welche Klimmzüge nötig waren und auch, wie alleingelassen sie sich seitens der Politik bisweilen fühlten. Ähnlich erging es dem Bundesbildungszentrum des Deutschen Dachdeckerhandwerks in Mayen. Auch hier galt es für Geschäftsführer Rolf Fuhrmann und sein Team einen enormen Mehraufwand zu stemmen.
Trotzdem aber wurden dank des tatkräftigen Einsatzes aller Beteiligten stets Lösungen gefunden, so Obermeister Kurt Reiner, und es könne ein positives Fazit gezogen werden: „Wir sind alle ganz gut durch die Zeit gekommen.“ Auch seitens der Betriebe habe es keine dramatischen Ereignisse gegeben: „Niemand musste dicht machen, wir haben noch mal Glück gehabt.“
Aus wirtschaftlicher Sicht „viel schlimmer“ für die Dachdecker sei die Material- und hier vor allem die Holzknappheit, schilderte der Obermeister. Neben dem Dauerbrenner Entsorgungskosten mache dies den Betriebsunternehmern schwer zu schaffen. Der Hintergrund: Der Rohstoff Holz wird derzeit zu hohen Preisen ins Ausland verkauft, vor allem nach China und in die USA. Zwar gebe es durch Trockenschäden und Käferbefall mehr Holzernte als sonst. Trotzdem aber komme es durch die starke globale Nachfrage zu Engpässen im Inland. Dachdecker etwa haben volle Auftragsbücher, aber zu wenig Holz. Die Preise explodieren und die Lieferzeiten werden lang und länger. „Solange die Politik keine Maßnahmen wie etwa einen Exportstopp erlässt, wird sich an der Lage nichts ändern“, so Kurt Reiner. Auch die regionalen Unternehmen bekommen dies bereits zu spüren.
Lothar Henzler, Innungsbeauftragter für Fachtechnik, stand den Dachdeckern für alle Anregungen rund um die Fachregeln zur Verfügung, das Normenwerk, das dem Dachdeckerhandwerk zugrunde liegt. Als Verbindungsglied zur Landesebene gibt er Lob und Kritik „nach oben“ weiter mit dem Ziel, die Fachregeln von der Basis her auf ein solides Fundament zu stellen.
Eine Produktvorstellung der Firma Roto, ein Vortrag von Andreas Unger vom Landesinnungsverband und Infos über das neue Gebäudeenergiegesetz, das die energetischen Anforderungen an Neubauten und Bestandsgebäuden regelt, rundeten die Veranstaltung der Dachdecker-Innung Boppard ab. Die Innungsmitglieder billigten die Jahresrechnung einstimmig, ebenfalls einhellig konnte der neue Haushaltsplan beschlossen werden.
Der Blick in die Zukunft ist optimistisch, wenn auch ein wenig verhalten: Aktivitäten wie der traditionelle Innungs-Wandertag und der Jahresabschluss sind zumindest geplant, auch die nächste Reise im kommenden Jahr. Ein zukünftiges Highlight schließlich wird der Landesverbandstag sein, der – nachdem er in diesem Jahr coronabedingt abgesagt werden musste – endlich 2024 in Boppard stattfinden soll.