Bei der Jahreshauptversammlung der KFZ-Innung Mittelrhein ziehen Betriebe positive Bilanz, aber nicht frei von Sorgen – so könnte man die derzeitige Stimmung im KFZ-Gewerbe charakterisieren. Am 24. März lud die KFZ-Innung Mittelrhein ihre 228 Mitglieder zur Jahreshauptversammlung ins Servicehaus Handwerk.
„Die Situation im Kfz-Gewerbe stellt sich in diesem Jahr deutlich besser dar, als in den Jahren zuvor“, fasste Obermeister Mark Scherhag in seinem Jahresbericht zusammen. Zwar habe das KFZ-Gewerbe bei den Neuzulassungen einen Rückgang von über 20 Prozent gegenüber dem Abwrackprämienjahr 2009 zu verkraften, jedoch verlaufe die Werkstattauslastung stabil auf hohem Niveau und die Umsatzrendite bewege sich im Händlerschnitt bundesweit zwischen 1,3 und 1,5 Prozent.
Erfreuliches wusste der Obermeister aus dem Innungsleben zu berichten: Mit der Lichttest-Aktion im Löhr-Center Koblenz habe man eine werbewirksame Veranstaltung etabliert. Rund 500 Fahrzeuge seien im vergangenen Jahr überprüft worden. Stolz wies der Obermeister zudem auf die Vorreiterrolle, die die KFZ-Innung Mittelrhein in der Lehrlingsausbildung einnehme. Abschlussprüfungen finden nach dem so genannten „Koblenzer Modell“ in Werkstätten von Mitgliedsbetrieben statt. Einen lebhaften Eindruck vermittelt der Film „Mit Vollgas zum Gesellenbrief – Gesellenprüfung 2011“, der auf der Videoplattform
www.youtube.com einsteht. Zusammen mit dem TV-Team der Handwerkskammer Koblenz wurde dieser Film gedreht, der auch auf Bundesebene Aufmerksamkeit erweckte. So lobte Joachim Syha vom Zentralverband des Kraftfahrzeuggewerbes, Bonn, die professionelle Umsetzung der Ausbildung und der Gesellenprüfungen.
Grund zur Sorge bereiten den Autohändlern allerdings die hohen Lieferzeiten für gängige Neuwagen-Modelle. Im Schnitt warten sie rund ein halbes Jahr auf Neufahrzeuge – Tendenz steigend. Auch der wachsende bürokratische Aufwand und die damit verbundenen Kosten machen den KFZ-Betrieben zu schaffen. Bei vielen Dienstleistungen im Autohaus sind umfangreiche Informationspflichten zu erfüllen – etwa bei der Pkw-Energieverbrauchskennzeichnung, bei Verbraucherdarlehensverträgen oder bei der Vermittlung von Versicherungsprodukten.
„Die bürokratischen Auflagen führen zu einer Papierflut, mit der das eigentliche Anliegen von mehr Transparenz ins Gegenteil verkehrt wird“, gab der Obermeister zu bedenken. Wenig Anlass zu Optimismus gibt den Betrieben zudem die Reform der Rundfunkfinanzierung: Autohäuser und Werkstätten müssen künftig mit Gebührensteigerungen von etwa 30 Prozent rechnen. Auch das brisante Thema E10-Kraftstoff sprach Mark Scherhag an – und warnte vor „Panikmache“. Die Autofahrer sollten sich hier in der Meisterwerkstatt ihres Vertrauens beraten lassen.
Auch Hans-Werner Norren, Präsidenten des Kfz-Landesverbands Rheinland, lobte in seinem Bericht das Engagement der Ausbildungsbetriebe – und warb für ein geplantes Lehrlings-Austauschprogramm mit Israel, für das sich Betriebe und Lehrlinge bewerben können. Voraussetzung: gute Englischkenntnisse.
Die Finanzen mit Geschäftsbericht stellte Geschäftsführer Karlheinz Gaschler, wobei Jahresrechung und Haushalt einstimmig genehmigt wurden.