Wehmut und Neuanfang bei der Kreishandwerkerschaft Mittelrhein

Wehmut und Neuanfang bei der Kreishandwerkerschaft Mittelrhein

 

Es war noch kein offizieller Abschied, aber ein Vorgeschmack darauf: Auf der Delegiertentagung der Kreishandwerkerschaft Mittelrhein, dieses Mal im Zentrum für Ernährung und Gesundheit der HwK Koblenz, machte sich Wehmut breit, fand sie doch ein letztes Mal mit Helmut Weiler als KHS-Hauptgeschäftsführer statt. Anfang Juni wird Weiler nach engagierten 33 Jahren im Dienste der KHS in den Ruhestand gehen. Neuer Hauptgeschäftsführer ist ab dann Ulf Hoffmann. Neben Alexander Zeitler wird Thomas Dudkiewicz als dritter Geschäftsführer die Geschicke der Kreishandwerkerschaften Mittelrhein, Ahrweiler und Rhein-Lahn leiten, die eine zentrale Geschäftsführung innehaben.

 Gastredner Kurt Krautscheid, Präsident der HwK Koblenz, Hwk-Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich und der Vorsitzende Kreishandwerksmeister Marco Kraus bedankten sich bereits herzlich bei Helmut Weiler: „Damit geht eine Ära zu Ende.“ Eine offizielle Abschiedsfeier indes wird es in Kürze noch geben, auf Wunsch des Scheidenden in kleinem Rahmen.

 Doch zunächst war es Zeit für eine Bestandsaufnahme. Marco Kraus informierte die anwesenden Handwerksunternehmer rund um die Themen der KHS Mittelrhein, etwa die Fusion der nunmehr 30 Mitglieder umfassenden Steinmetz-Innung Mittelrhein und Westerwald. Im März fand die konstituierende Innungsversammlung statt. Im Zentrum seines Vortrages aber stand der kommende personelle Wechsel innerhalb des KHS-Vorstandes. Nach vielen Diskussionsrunden habe man sich gemeinsam für Ulf Hoffmann als zukünftigen Hauptgeschäftsführer entschieden, der bereits seit sieben Jahren als Geschäftsführer tätig ist: „Wir sind uns sicher, wir haben eine gute Wahl getroffen.“ 

 Eine solche ist sicher auch Thomas Dudkiewicz. Der 49-jährige Diplom-Kaufmann war bislang Mitarbeiter bei der HwK Koblenz, beriet und unterstützte dort Betriebe etwa zu Controlling oder Unternehmenswertermittlung. Zuvor war er Betriebsberater bei der HwK Aachen. „Ich bedanke mich für die Möglichkeit, mich verändern zu dürfen“, ließ er in Richtung Kurt Krautscheid und Ralf Hellrich wissen. Und: „Ich freue mich auf meine neue Aufgabe.“

 Hwk-Präsident Kurt Krautscheid berichtete in seinem Vortrag rund um „Aktuelles aus der Handwerkspolitik“. In „weltpolitisch unruhigen Zeiten“ betonte er die Notwendigkeit klarer wirtschaftspolitischer Entscheidungen seitens der Bundesregierung, um das Handwerk zu stärken. Die mittelständische Wirtschaft dominiere mit 99 Prozent das Bild der Gesamtwirtschaft. Rettungspakete und Förderprogramme nur für die Großindustrie zu schnüren, sei daher kurzsichtig und unprofessionell: „Wir hätten da auch mal gerne Vorteile für uns Kleinbetriebe!“

 Der Präsident kritisierte zudem die abgekühlten Kontakte zur Landesregierung. RLP-Ministerpräsident Alexander Schweizer zeige sich “eher auf der Arbeitnehmerseite“, Wertschätzung für die Unternehmer sei noch nicht wirklich deutlich geworden. Hellrich und Krautscheid bemühen sich, Netzwerke zu stärken und den Dialog mit politischen Entscheidungsträgern zu intensivieren. Eine sehr gute Ansprechpartnerin sei nach wie vor Daniela Schmitt, Landesvorsitzende der FDP in RLP und Wirtschaftsministerin des Landes.

Der Frühjahrskonjunkturbericht der Handwerkskammer Koblenz zeige eine weiterhin angespannte Lage: Nach drei Jahren Rezession befinde sich das Handwerk noch immer im leichten Abschwung. Wichtige Indikatoren wie Betriebsauslastung, Auftragseingang, Umsatzentwicklung und Investitionsbereitschaft haben sich verschlechtert. Aktuell sind rund 21.900 Betriebe mit etwa 109.000 Beschäftigten im Kammerbezirk Koblenz registriert. 7.331 Lehrlinge werden ausgebildet.

 Laut Umfrage melden 78 Prozent der befragten Betriebe eine gute oder befriedigende Geschäftslage – ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr (81 Prozent). Bei der Nachwuchsgewinnung zeigen sich deutliche Unterschiede: Während Branchen im Bereich Energiewende florieren, stehen Friseure, Fleischer und Bäcker vor erheblichen Herausforderungen.

 Die Finanzen der KHS waren noch einmal das Thema von Helmut Weiler: „Es fällt mir sehr schwer, nach 33 Jahren aufzuhören“, bekannte er. Zu vielen Handwerksunternehmern konnte er ein freundschaftliches Verhältnis aufbauen: „Es war mir immer wichtig, die Menschen in den Innungsversammlungen abzuholen, das hat mir immer Freude gemacht.“

 Der scheidende Hauptgeschäftsführer kann ein sehr gut bestelltes Haus übergeben. Auch dieses Mal kamen die Jahresrechnung 2024 und der Haushaltsplan 2026 sehr gut an. Beides wurde einstimmig angenommen. Marco Kraus bedankte sich herzlich „für die tolle Arbeit“. Ein kleiner Trost: Es ist nur ein „Abschied light“. Helmut Weiler wird weiterhin für das Handwerk tätig sein als Geschäftsführer des Landesverbandes der KHS in RLP.


Foto: Michael Jordan