Fleischer bilden starken Zusammenschluss
Neue Fleischer-Innung Mittelrhein will auf Qualität, Transparenz und Tierwohl setzen
Wer den Metzger seines Vertrauens sucht, sollte hier an der richtigen Adresse sein: bei der nunmehr 49 Mitglieder starken Fleischer-Innung Mittelrhein. Die Geburtsstunde der neuen Gemeinschaft fand jüngst im „Hotel Moselblick“ in Winningen statt. Hier fusionierten die Fleischer-Innungen Koblenz, Mayen, Cochem-Zell, Ahrweiler und Rhein-Lahn, um eine große geschlossene Gemeinschaft zu bilden. Zur Obermeisterin gewählt wurde Dagmar Groß-Mauer aus Kempenich.
Rund zwei Jahre nahm die Vorbereitungszeit in Anspruch. Jetzt ist es soweit. Fünf kleine Innungen haben sich zur großen zusammengeschlossen. Das macht es möglich, effektiver an einem Strang zu ziehen und sich bei Politik und Behörden mehr Gehör zu verschaffen. Dagmar Groß-Mauer, auch Landesinnungsmeisterin des Fleischerverbandes Rheinland-Rheinhessen, freut sich über den Schritt. Denn die Experten rund um den Fleisch- und Wurstgenuss haben es nicht leicht dieser Tage.
Der Verzehr tierischer Produkte, vor allem von Tieren aus schlechter Haltung, wird mehr und mehr hinterfragt. Darunter leidet das Image des Fleischers. „Dabei können gerade wir als Innungsmitglieder bei den Themen Nachhaltigkeit, Tierwohl und Transparenz punkten“, betont Dagmar Groß-Mauer. „Wir sind das Handwerk. Wir haben mit der Fleischindustrie nichts zu tun.“
Der Metzger des Vertrauens wisse, von welchem Landwirt er die Tiere bezieht und wie sie dort gehalten werden. „Mir ist wichtig, dass sie mit Achtung und Respekt behandelt werden. Mein Landwirt baut auch das Futter für seine Tiere selbst an.“ Kurz: Der Handwerker wisse, was reinkommt in seine Wurst. Qualität aus Meisterhand, „und das schmeckt man auch.“
Natürlich aber habe dies seinen Preis. Da sei der schnelle Griff ins Kühlregal des Discounters verführerisch für den Kunden, zumal, wenn dort mit Regionalität oder Transparenz geworben werde. Die Obermeisterin sieht das kritisch. Wenn auch die Fleischindustrie auf Regionalität setzen wolle, „die wir Handwerker ja schon haben“, mache sie leere Versprechungen: „So viele Tiere haben wir gar nicht. Letzten Endes wird mal wieder das Fleisch aus dem Ausland den Markt überschwemmen.“
Neben Aufklärungsarbeit wie dieser ist ihr und dem Innungsteam der Bürokratieabbau ein Anliegen. Vorgeschriebene Dokumentation aller Vorgänge rund um Mindestlohn, Verpackungsmaterial, Hygienemaßnahmen und vieles mehr seien erschlagend.
Die neue Innung ist groß. Trotzdem dürften es gern noch mehr Innungsmitglieder sein. Der größte Vorteil einer solchen Gemeinschaft liegt für Dagmar Groß-Mauer klar auf der Hand: „Fragen Sie mal die Kollegen von der Ahr, welche Vorteile eine Innungsmitgliedschaft hat. Ob finanzielle oder Sachspenden, rechtliche oder fachliche Beratung: Die Solidarität war unbeschreiblich. Wir lassen niemanden allein.“ Sieben Mitgliedsbetriebe sind von der Flutkatastrophe betroffen.
Ein umfangreiches Gebiet umfasst die neue Innung nun. Damit alle Regionen repräsentiert werden, wurden vier stellvertretende Obermeister gewählt: Ulrich Bayer aus Niederwallmenach, Rolf Kohlhaas aus Mayen, Dirk Schmidt aus Koblenz und Stefan Wiersch aus Landkern. Lehrlingswart ist der Koblenzer Julian Zimmer. In puncto Geschäftsführung bleibt alles in derselben Hand: Alexander Zeitler, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mittelrhein, bleibt gern am Ruder und zeigt sich erfreut über den neuen Vorstand: „Jetzt sind wir top vernetzt.“
Schließlich gab es noch eine besondere Ehrung. Wilfried Wagner aus Braubach, ehemals Obermeister der Fleischer-Innung Rhein-Lahn, wurde wegen seines vorbildlichen Einsatzes zum Ehrenobermeister ernannt.