Schnelligkeit als Problemlöser: Der Ausbau der Verkehrswege sowie der digitalen „Straßen“ steht für Dr. Volker Wissing ganz oben auf der Prioritätenliste. Ohne gut funktionierende Verkehrsinfrastruktur sei keine wirtschaftliche Entwicklung möglich, so das Credo. Der rheinland-pfälzische Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau war jetzt zu Gast in der Delegiertenversammlung der Kreishandwerkerschaften Mittelrhein und Rhein-Lahn-Kreis.
Vom Elektroniker, Schreiner und Dachdecker bis zum Maler: Über 80 Handwerksmeister aller hiesigen Innungen versammelten sich im Koblenzer Brauereiausschank, um wichtige Themen rund ums Handwerk und die Unternehmensführung zu besprechen.
Im Rahmen kleinerer Reden zu Beginn der Veranstaltung machten Detlef Börner (Kreishandwerksmeister Mittelrhein) und Johannes Lauer (Kreishandwerksmeister Rhein-Lahn) sowie Mark Scherhag (Vizepräsident der Handwerkskammer Koblenz) deutlich, welche Trends und Probleme die Handwerker umtreiben: So wird es immer schwieriger, Menschen zu finden, die bereit sind, ehrenamtlich in den Innungsvorständen tätig zu werden. Zudem drückt der Fachkräftemangel auf die Stimmung, ebenso die Schwierigkeit, Nachfolger für etablierte Handwerksbetriebe zu finden. Es gelte, unter Jugendlichen die Attraktivität des Handwerks entschieden stärker bekannt zu machen, um der Bevorzugung akademischer Berufe entgegen wirken zu können.
Als Gastredner geladen war Dr. Volker Wissing, stellvertretender Ministerpräsident von RLP und rheinland-pfälzischer Wirtschaftsminister. Ob Vertiefung des Rheins, Mittelrheinbrücke oder A1-Lückenschluss: Der Jurist, Jahrgang 1970, der 1998 in die FDP eintrat und von 2004 bis 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages war, betonte die Wichtigkeit des Verkehrsausbaus für die Wirtschaft und damit auch das Handwerk. So sollen die Ausgaben für den Landesstraßenausbau in dieser Legislaturperiode deutlich erhöht werden.
Obschon sich der ein oder andere Handwerksmeister wohl mehr konkretere Ideen gewünscht hätte, kam doch mancher Lösungsvorschlag auf den Tisch. Beispiel Nachwuchsgewinnung: Künftig seien Sommercamps für Schüler geplant. Diese Camps sollen gemeinsam mit den Handwerkskammern veranstaltet werden. Über zwei Wochen hinweg erhalten Schüler in den Sommerferien die Gelegenheit, in die verschiedensten Handwerksberufe zu schnuppern. An einer akademischen Ausbildung sei „nichts besser als an der dualen Ausbildung.“
Die Digitalisierung ist ein Kernthema für die Landesregierung. In ihrer Strategie für den Auf- und Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen hat sie festgeschrieben, dass eine flächendeckende Breitbandversorgung von 50 Mbit/s bis zum Jahr 2018 erzielt werden soll. Wissing rief die Handwerksmeister auf, offen für die digitale Transformation zu sein: „Sie wird größere Veränderungen mit sich bringen als die industrielle Revolution.“ Und weiter: „Man muss diese Veränderungen offen und mutig annehmen.“
Wer sich, wie das Unternehmen Dual, seinerzeit bekannt für die weltweit beste Schallplattenspielerproduktion, der neuesten Technik verschließe – Dual habe weiter seine Plattenspieler optimiert, als CDs den Markt eroberten - erleide unternehmerischen Schiffbruch. Anders jedoch verhalte es sich bei Verbrennungsmotoren. Diese ab 2030 zugunsten der Elektromobilität abschaffen zu wollen, halte er für eine „tollkühne und verrückte Idee“. Da das deutsche Automobil gerade wegen seiner Verbrennungsmotoren so große Erfolge feiere, sei an diesem Konzept festzuhalten.
Gern betonte der Minister die Wichtigkeit des Handwerks und sicherte Unterstützung zu. Laut einer Studie spiele bei Jugendlichen das Einkommen heutzutage eine weniger große Rolle als Sicherheit und Work-Life-Balance. „Wir brauchen aber auch Menschen, die bereit sind, ein unternehmerisches Risiko zu tragen.“ Hier müssten weitere Ideen zur Motivation entwickelt werden. Die Handwerker regten an, das Augenmerk dabei nicht nur auf Neugründungen, sondern vor allem auf Übernahmen von Betrieben zu richten. Derzeit seien 99,7 Prozent aller Unternehmen in RLP Mittelständler, so Wissing - das bedeutet, fast alle Unternehmen im Land haben weniger als 250 Beschäftigte und einen Jahresumsatz von unter 50 Mio. Euro (laut EU-Definition). Die meisten sind Familienunternehmen. Hier leiste das Handwerk als tragende Säule einen unverzichtbaren Beitrag für die Entwicklung der Wirtschaft – und das muss auch so bleiben.
Wirtschaftsminister Dr. Wissing überreichte mit Kreishandwerksmeister Börner für 25 Jahre den silbernen Meisterbrief an die selbständigen Handwerksmeister Gerd Densing, Frank Elster, Markus Gohl, Ralf Hillen, Frank Klein, Marco Kraus, Bernd Loosen, Christian Lorenz, Stefan Müller, Dirk Pörling, Thomas Rinker, Ralf Weiler, Guido Werner, Thomas Zerwas