Für viel Aufsehen hatte die Nachwuchsinitiative „Zukunft Dachdecker“ schon vor dem 69. rheinland-pfälzischen Landesverbandstag gesorgt. Jetzt organisierten die jungen Dachdeckerinnen und Dachdecker die Veranstaltung, über 430 Teilnehmer kamen auf die Festung Ehrenbreitstein. Die Bereitschaft der jungen Dachdeckerinnen und Dachdecker, sich für ihren Beruf stark zu machen, sei „ein Geschenk“ – sagt Rolf Fuhrmann, Geschäftsführer des rheinland-pfälzischen Landesinnungsverbandes. Der Verband hat das Geschenk der Initiative „Zukunft Dachdecker“ die sich mit neun Personen 2014 gründeten, angenommen und sie unterstützt. Eine „moderne und positive Präsentation des Dachdeckerhandwerks in der Öffentlichkeit“ hat sich die inzwischen 20-köpfige Gruppe zur Kernaufgabe gemacht.
Vor allem geben sie dem Dachdeckernachwuchs ein Gesicht – dazu trägt die Nutzung sozialer Medien bei, noch mehr aber die Produktion von Filmen. Aufsehen erregte der Ende 2014 im Stile eines professionellen Werbefilms produzierte Clip der Gruppe, der zur Teilnahme an der Unterschriftenaktion „JA zum Meisterbrief“ aufrief.
Vorläufiger Höhepunkt der Initiative war der 69. Landesverbandtag der rheinland-pfälzischen Dachdecker, den die Gruppe mitorganisierte. Nach der Begrüßung durch Landesinnungsmeister Johannes Lauer berichtete ZVDH-Vize Stephan Eickhoff, er habe bei der Veranstaltung unbedingt dabei sein wollen: „Es ist unheimlich wichtig, dass der Begriff Innung, der vielleicht für manche antiquiert wirkt, von Ihnen mit Leben gefüllt wird.“ CDU-Spitzenpolitikerin Julia Klöckner, mit nun drei Teilnahmen bereits ein Stammgast beim Verbandstag, zog den Vergleich und stellte fest, dass bei vergleichbaren Veranstaltungen viel weniger Menschen teilnehmen. Klöckner machte sich mit der griffigen Formulierung „Meister statt Master“ eine der Hauptaussagen von Zukunft Dachdecker zu Eigen, dass die handwerkliche Karriere im Vergleich zum Studium deutlich unter Wert verkauft werde.
Das Ringen um positive Wahrnehmung stellte auch Kurt Krautscheid, Präsident der HWK Koblenz, in den Vordergrund. Das Handwerk verfüge nicht nur über ein hohes „Zufriedenheitspotenzial“, es funktioniere auch als Netzwerk, sowohl gemeinsam mit der Industrie, als auch im Transfer von Wissen, wie das neue Kompetenzzentrum Digitales Handwerk – eines von vier bundesweiten Zentren – zeige. Nach diesem eher konventionellen Auftakt vermittelte die Dachdecker-Rap-Performance von Julian Rieger und Nadine Krautscheid den älteren Semestern ein Stück Jugendkultur, gefolgt von begeistertem Applaus.
Die anschließende Podiumsdiskussion zum Thema Nachwuchsmangel fasste einige Kernpunkte zusammen. Oliver Reiner schilderte die Beweggründe für die jungen Dachdecker, ihre Gruppe ins Leben zu rufen. Das verstaubte Image habe nicht mit der eigenen Wahrnehmung des Berufes übereingestimmt. Auch der Fachkräftemangel und die drohende Abschaffung des Meistervorbehalts trugen dazu bei, sich für das Dachdeckerhandwerk zu engagieren. Madeleine Oster, die selbst studierte, bevor sie Dachdeckermeisterin wurde, kritisierte den „Akademisierungswahn“, der das einheitliche Ziel Studienabschluss für eine ganze Generation ausrufe. Handwerksmeister sollten sich nicht verstecken: „Wir können definitiv mithalten.“
Mit den Dachdecker-Challenges an den Sponsorenständen und einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm – vom Showgrillen bis zur Führung durch die historische Festung Ehrenbreitstein – verbrachten die Gäste den Nachmittag. Der Abend stand offen für den geselligen Teil bei Essen und Musik – von Generationenkonflikt keine Spur.
Foto: LIV DDH RLP
Der Vorstand der Dachdecker-Innung Koblenz mit Obermeister Karl-Heinz Bischoff auf der Festung Ehrenbreitstein aus Anlass des Landesverbandstages