Zu Weihnachten ein Fläschchen Wein vom Kunden für den leitenden Angestellten oder darf es auch die Einladung zum Essen sein: Wann hört Freundlichkeit auf und fängt Bestechung an? Viele Mitarbeiter fühlen sich „auf dünnem Eis“ und sind unsicher, was geht und was nicht. Auch die Gesetze ziehen hier keine glasklare Grenze. Grund genug für die Kreishandwerkerschaft Mittelrhein, diejenigen, die die Verantwortung tragen, nämlich die Chefs, für das Thema zu sensibilisieren. Mit Compliance beschäftigte sich das jetzige Unternehmerseminar im Servicehaus Handwerk.
„Ein wichtiges Thema, mit dem sich das Handwerk bisher zu wenig beschäftigt hat“, so KH-Hauptgeschäftsführer Karlheinz Gaschler und Detlef Börner, Vorsitzender Kreishandwerksmeister. Dabei seien allzu schnell auch ohne unlautere Absichten die Grenzen zum „Gmäckle“ oder gar zur Straftat überschritten. Mache sich aber ein Mitarbeiter eines Unternehmens durch Korruption strafbar, müsse auch der Unternehmer mit rechtlichen Konsequenzen rechnen. Er ist seinen Organisations- und Aufsichtspflichten nicht nachgekommen.
Der Rat der Experten an die Handwerksunternehmer lautete daher einhellig: Ein von allen zu unterschreibender Ehrenkodex, also ein Regelkatalog für die Mitarbeiter, sorgt für Klarheit. Compliance lautet der Fachbegriff für die Einhaltung solcher Regeln. Basis für jede Korruptionsprävention sei eine Kultur, die entsprechend „von oben“ vorgelebt werde. Dann gelte es, die Mitarbeiter mit ins Boot zu nehmen, etwa auf einer gemeinsamen Veranstaltung oder im Rahmen einer Besprechung. Als sehr hilfreich erwiesen habe sich zudem, einen Ansprechpartner für die Mitarbeiter zu schaffen, der bei Korruptionsverdacht kontaktiert werden könne.
Zum Thema sprachen Rechtsanwalt Dr. Edgar Eich und Steuerberater Gerd Regnery. Mit „Gut vorbereitet ins Bankgeschäft“, einem Vortrag von Karl-Heinz Weber, stellvertretendes Vorstandmitglied der Sparkasse Koblenz, schließlich endete die Veranstaltung und entließ die Handwerksunternehmer, ausgestattet mit neuen Anregungen, wieder in den Arbeitsalltag.
Gut 2400 Betriebe umfassen die Geschäftsstellengemeinschaft der Kreishandwerkerschaften Ahrweiler, Mittelrhein und Rhein-Lahn mittlerweile. KHs verwalten die Innungen. Allein in der KH Mittelrhein sind 42 Innungen vertreten. 450 Ehrenamtsträger sind aktiv, jährlich werden über 400 Veranstaltungen angeboten. Von der Beratung über Seminare und Vorträge, die Schlichtungsstelle bis zur Ausrichtung von Freisprechungen: Als Interessenvertretung des Handwerks in der Region schnüren die KH Service-Pakete für Arbeitgeber. Als starke Gemeinschaft verleihen sie der Stimme des Handwerksunternehmers politisches Gewicht.
Foto: Juraschek
v.l.n.r.: Rechtsanwalt Dr. Edgar Eich, Steuerberater Gerd Regnery, HGF Karlheinz Gaschler, Karl-Heinz Weber, Stellv. Vorstandsmitglied der Sparkasse Koblenz, Vors. Kreishandwerksmeister Detlef Börner