Nach zwei Wochen Urlaub das Schwarzbrot vermisst? Das kennen viele. Deutsches Brot ist weltweit ein Begriff. Kross, duftig und deftig: Wenn sie an deutsche Nahrungsmittel denken, kommt den meisten Menschen wohl gleich die enorme hiesige Brotvielfalt in den Sinn. Den Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks brachte dies auf eine „knusprige“ Idee. Er möchte die deutsche Brotvielfalt von der UNESCO als Kulturerbe anerkennen und schützen lassen. Grund genug für die 32 jungen UNESCO-Experten des „Young Experts Forums“, sich jetzt auf den Weg ins Koblenzer Zentrum für Ernährung und Gesundheit (ZEG) zu machen, um dort beim Brotbacken zuzuschauen und die Köstlichkeiten zu verkosten – eine Initiative des Zentralverbandes des deutschen Bäckerhandwerks gemeinsam mit der Bäcker-Innung Rhein-Mosel-Eifel.
Köstlicher Duft durchströmte das ZEG. Ein begeistertes „Hmmm“ ertönte aus dem Zuschauerkreis, als Ausbildungsmeister Joachim Schäfer und Konditorenmeister Rainer Hahn den jungen Leuten in Aussicht stellten, die soeben gebackenen Brote mit nach Hause nehmen zu dürfen. Zuvor hatten die beiden unter ihren wachsamen Augen geknetet, gerührt, bemehlt und geformt, vor allem aber erklärt, wie deutsches Brot gebacken wird. Aus 31 Ländern kommen die weit gereisten Gäste, etwa aus Tunesien, Finnland, Serbien, Kasachstan, Portugal oder Tansania. Was sie einigt, ist die Begeisterung für die Welterbestätten. Im Vorfeld der 39. UNESCO-Welterbesitzung, die in diesem Jahr in Bonn stattfindet, besuchten sie für mehrere Tage das Mittelrheintal. Hautnah wollten sie erfahren, was es bedeutet, ein solches Welterbe zu pflegen. Eine ihrer Stationen, und wohl sicher eine der leckersten, war das ZEG.
Imposant: Satte 3256 Brotspezialitäten von der „Eifelähre“ über den „Hirtenlaib“ bis zu „Dinkel küsst Roggen“ konnten bis dato im Rahmen des bundesweiten deutschen Brotregisters gesammelt werden. In dieses Archiv (www.brotkultur.de) können Handwerksbäcker, die Mitglied einer Innung sind, ihre Brotschöpfungen eintragen. Auf diese Weise hat der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks ein Instrument geschaffen, um die über Jahrhunderte gewachsene Tradition des Brotbackens zu bewahren und sie letzten Endes als so genanntes „Immaterielles Kulturerbe“ schützen zu lassen. Der erste Schritt ist schon getan. Ende 2014 wurde die deutsche Brotkultur in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Damit wird ihr Wert zumindest für Deutschland offiziell anerkannt. Folgen sollte nun aber, so der Wunsch, noch eine Weiterleitung des Antrags an die Deutsche UNESCO-Kommission in Paris. Denn dann könnte die deutsche Brotkultur in einer Reihe stehen mit dem Tango, der Peking Oper und der Mittelmeerküche – und wäre das erste immaterielle Kulturerbe Deutschlands.
„Neben dem Schutz durch die UNESCO wäre eine solche Anerkennung auch eine tolle Imageaufwertung und sicher ein Aufschwung in puncto Nachwuchskräfte, denn daran mangelt es ja bei uns“, erklären Frank Klein, Obermeister der Bäcker-Innung Rhein-Mosel-Eifel und Daniel Schneider vom Zentralverband. Daniel Schneider reiste eigens aus Berlin an, um mittels Vortrag und Filmvorführung rund um die deutsche Brotvielfalt zu informieren. Vorgeschaltet war eine herzliche Willkommensrede von ZEG-Leiter Bernd Hammes. Am Ende gab es viele zufriedene Gesichter – sicher nicht zuletzt wegen der gereichten Spezialitäten wie Kartoffel-Lachs-Suppe in der Brottasse.