Die Zeiten, in denen Abwasser einfach auf die Straßen geschüttet wurde, sich Seuchen wie Cholera oder Typhus verbreiten konnten, sind zum Glück längst vorbei. Vor rund 150 Jahren begann man in den Städten mit dem Bau von Kanalisationssystemen. Aber nichts hält ewig. Viele Kanäle in Koblenz entstammen den 60er oder 70er Jahren und bedürfen dringend einer Sanierung. Allein: Es fehlt an Fachkräften. Grund genug für die rührige Straßenbauer-Innung Koblenz, Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Es gilt, den Beruf und die Zukunftsperspektiven, die er bietet, bekannter zu machen. Und die Möglichkeit zur Ausbildung zu vereinfachen, indem sie gleich vor Ort angeboten wird. Eben dies hat die Innung bereits veranlasst. „Wir haben festgestellt, dass der Tätigkeitsschwerpunkt Kanalbau bei vielen Betrieben zugenommen hat und in Zukunft an Bedeutung gewinnt“, schilderte Obermeister Wolfgang Schulz im Rahmen der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Straßenbauer-Innung Koblenz. „Daher hat die Innung gemeinsam mit Kreishandwerkerschaft Mittelrhein, der rheinland-pfälzischen Schulaufsicht und der Handwerkskammer (HwK) Koblenz Vorbereitungen getroffen, dass zusätzlich zur Straßenbauer-Fachklasse in Zukunft eine Ausbildung zum Kanalbauer eingerichtet werden soll.“
Ist es bis dato so, dass die angehenden Kanalbauer nach dem ersten Ausbildungsjahr, das sie gemeinsam mit den Straßenbauern hier vor Ort absolvieren, für den Besuch der Fachstufe das Land Rheinland-Pfalz verlassen müssen, sollen sie in Zukunft weiter die hiesige Berufsschule besuchen können. Die überbetrieblichen Lehrgänge finden im Bauzentrum der HwK Koblenz statt.
Das bedeutet: Der Weg für eine Kanalbauer-Klasse in Koblenz ist geebnet. Doch noch mangelt es an Interessenten. Nur drei Kandidaten haben sich bis dato gemeldet. 15 wären aber für die Errichtung einer solchen Klasse notwendig, berichtete Rudolf Müller, Leiter des Bauzentrums der HwK Koblenz. Trotzdem aber zeigt sich das Team der Straßenbauer-Innung zuversichtlich. „Die Ausbildung zum Kanalbauer lohnt sich“, sagt Wolfgang Schulz. „Nicht nur wegen der Zukunftsaussichten und der guten Bezahlung. Vor allem ist dieser Beruf sehr vielseitig, das ist vielen jungen Leuten nicht bewusst.“
Der Kanalbau umfasse das gesamte Spektrum des Herstellens von Leitungen im offenen und geschlossenen Tiefbau. Der Umgang mit unterschiedlichsten Baumaschinen und -geräten gehört ebenso dazu wie Spezialverfahren wie das Relining, bei dem Neurohre in die Altleitungen eingezogen werden, oder das Untertunneln von Straßen.
Um das interessante Berufsbild bekannter zu machen, möchte die Innung u.a. verstärkt Verbindung mit Schulen aufnehmen und Praktikanten in die Betriebe einladen.