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Dachdecker wollen für Meisterpflicht kämpfen

 

Obermeister ist besorgt: Vor zehn Jahren wurde in 53 Berufen Meisterpflicht abgeschafft – sind bald auch Dachdecker betroffen?

 „Wir müssen um den Meisterbrief kämpfen“, sagt Kurt Reiner, Obermeister der Dachdecker-Innung Boppard-St. Goar, stellvertretend für viele Kollegen bundesweit. Zehn Jahre nach dem Wegfall der Meisterpflicht in 53 Berufen, fürchten auch die Handwerker der übrigen Gewerke das gleiche Schicksal. Dies aber, ist Kurt Reiner überzeugt, hätte zahlreiche Nachteile. Vor allem würde es dem Verbraucherschutz massiv schaden, da schlecht arbeitenden Billigbetrieben Tür und Tor geöffnet würden: „Der Meistertitel ist ein Qualitätsmerkmal, das nicht untergraben werden darf. Wenn wir unsere Ausbildung vernachlässigen, säbeln wir auf dem Ast, auf dem wir sitzen, denn: `Made in Germany` steht für beste Güte – und das muss auch so bleiben.“

 Zum Hintergrund: Die Europäische Kommission hat zum wiederholten Mal den Meisterbrief kritisiert, den nach ihrer Meinung zu viele handwerkliche Gewerbe in Deutschland erfordern. Sie verlangt von der Bundesregierung Gegenmaßnahmen. Dabei wurde die Meisterpflicht schon vor zehn Jahren erheblich gelockert. Galt zuvor für alle handwerklichen Branchen: Wer ein eigenes Unternehmen gründen möchte, muss erst den Meister machen (oder er unterliegt der Altgesellenregelung), so ist 2004 die Liste der zulassungspflichtigen Berufe beträchtlich geschrumpft. Abgeschafft wurde der Zwang zum Meisterbrief z.B. bei den Fliesenlegern, Uhrmachern, Schneidern, Raumausstattern, Gebäudereinigern und Fotografen. Sie dürfen sich auch ohne Meister, das „Doktorat des Handwerkes“, selbstständig machen.

 Dagegen sind Berufe – rund um Bau und Gesundheit - wie Straßenbauer, Gerüstbauer, Schornsteinfeger, Metallbauer, Augenoptiker, Zahntechniker oder Dachdecker einige von 41, für die heute noch die Meisterpflicht gilt. Hier sieht die EU zu hohe Einstiegshürden in die Selbstständigkeit. Zudem argumentieren die Befürworter der Abschaffung, dass inländische Handwerker ohne Meisterbrief schlechter da stehen als Konkurrenten aus dem Ausland, für die die Regelungen der Meisterpflicht nicht gültig sind. Hat ein Handwerker aus dem europäischen Ausland drei Jahre Berufserfahrung, kann er sich in Deutschland selbstständig machen. Die EU ist überzeugt: Die Verabschiedung vom Meisterzwang könne für innereuropäische Chancengleichheit sorgen, dem Fachkräftemangel abhelfen, das Wirtschaftswachstum ankurbeln und mehr Arbeitsplätze schaffen.

 Das sieht Kurt Reiner allerdings ganz anders. Für den Obermeister ist das Wissen, das im Rahmen einer hochwertigen Ausbildung gewonnen wird, die Grundlage qualifizierter Arbeit - „Bildung hat noch niemandem geschadet, das kann doch nicht angezweifelt werden.“ Die umfassenden Lernmöglichkeiten in Deutschland seien optimal, als „Exportschlager“ erweise sich das so genannte „Duale System“, das bedeutet: Die Handwerksbetriebe arbeiten mit den Berufsbildenden Schulen Hand in Hand, um in Praxis als auch Theorie optimal auszubilden. „Wir dürfen eine solche Ausbildungsgüte nicht untergraben, indem wir die Bedeutung des Meistertitels herabsetzen“, so Reiner. Nicht umsonst sei die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland derart gering, in Spanien beispielsweise beträgt sie fünfzig Prozent.  

 Zudem gibt Reiner zu bedenken: „Wer soll das Wissen weitergeben an die Mitarbeiter, wenn nicht die Meister?“ Viele Weiterbildungsmaßnahmen erforderten als Grundlage das Wissen, das im Rahmen der Meisterausbildung erworben wurde.

 Und: „In `gefahrengeneigten` Berufen, zu denen auch der Dachdeckerberuf gehört, brauchen wir eine qualifizierte Ausbildung. Alles andere wäre fahrlässig.“

 Der Verbraucher wisse heute, er hat es mit einem `Meisterbetrieb` zu tun und könne sicher gehen, eine qualitativ hochwertige Arbeitsleistung zu erhalten. In einer Zukunft ohne Meisterpflicht werde die Orientierung ungleich schwieriger. Die Erfahrungen der Fliesenleger in den letzten Jahren zeigten: „Die Rechnung der EU geht nicht auf. Folge ist: In nur noch jedem vierten Betrieb wird ausgebildet.“ Denn wer selbst nicht gut ausgebildet sei, könne auch kein Wissen weitervermitteln.

Deutlich nehme die Anzahl der Schadensfälle zu, so Reiner. Dies müsse er als Sachverständiger der Handwerkskammer täglich erleben. Sein Fazit: „Wir deutschen Experten werden ins Ausland gerufen, weil man unsere Ausbildung und Qualitätsarbeit schätzt, das ist ein Ruf, den wir nicht aufs Spiel setzen dürfen.“ Reiner selbst beispielsweise ist in Rom und St. Petersburg tätig. „Jetzt müssen wir Handwerker gemeinsam auftreten, um Unterstützung werben und mit Bürgern und Politikern das Gespräch suchen – auf das uns die Meisterpflicht erhalten bleibt.“  


Foto: Archiv





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