Der Markt für Backwaren ist hart umkämpft: Lebensmitteleinzelhandel und Discounter machen den Bäckern Marktanteile streitig – und das mit zunehmendem Erfolg. Doch mit echter Spitzenqualität lässt sich ein niedriger Preis im Wettbewerb übertrumpfen, davon ist Landesinnungsmeister Bernd Siebers überzeugt. „Unser Handwerksbrot hat seinen Preis. Als traditionell arbeitende Bäckermeister sind wir Premiumanbieter von Backwaren und das wissen auch unsere Verbraucher“, glaubt er. Der Trend – und das belege beispielsweise der Deloitte-Report„Consumer 2020“ – gehe eindeutig in Richtung Qualität und Nachhaltigkeit. Das Bäckerhandwerk müsse diesen Trend konsequent nutzen: „Weg von den Billigprodukten. Wir können nicht billig“, so der Landesinnungsmeister. Dem stimmte auch Walter Dohr, Geschäftsführer des Bäckereiverbandes, in seinen späteren Ausführungen zu: „Wir können einen Preiswettbewerb mit unseren Wettbewerbern nicht gewinnen. Kalkulieren Sie Ihr komplettes Sortiment und haben Sie den Mut zu notwendigen Preisangleichungen“, riet er den Innungsmitgliedern.
Lobend erwähnte Landesinnungsmeister Bernd Siebers in seinem Referat die gelungene Lobbyarbeit des Zentralverbandes – auch in Sachen Nachwuchsgewinnung. Mit der Nachwuchswerbekampagne „Back dir deine Zukunft“ habe man große Aufmerksamkeit bei Betrieben und Medien erreicht. Es gelte nun, die Bemühungen um geeigneten Nachwuchs weiter zu intensivieren. Denn leider lägen Ausbildungsberufe im Bäckerhandwerk auf der Beliebtheitsskale von Jugendlichen nicht sonderlich weit vorne – ganz im Gegensatz zu den Produkten.
Kreishandwerksmeister Detlef Börner und Präsident Werner Wittlich würdigten in ihren Grußworten die Individualität und Leistungsbereitschaft des Bäckerhandwerks. Den Fokus auf wirtschaftliche Bedeutung des Handwerks richtete der CDU-Landtagsabgeordneter Andreas Biebricher, der als Gastredner geladen war. Die Politik sei sich der besonderen Rolle des Handwerks bewusst, betonte er. „Das Handwerk ist der Jobmotor der deutschen Wirtschaft. Nicht weniger als 3.000 junge Menschen absolvieren allein hier am Mittelrhein derzeit ihre Ausbildung“, fasste er zusammen.
Auf die besondere Emotionalität bei der Kaufentscheidung für frische Backwaren wies Bernd Kütscher, Direktor des Instituts für Qualitätssicherung IQ-Back. Die Sehnsucht des Verbrauchers nach Tradition, „echten Bäckern“ und „richtigem Backen“ sei groß – ebenso groß aber auch die Unsicherheit darüber, wo man wirklich gutes Brot heutzutage noch erhalte. „Verbraucher sind kritisch. Oft herrscht das Klischee: Bäcker backen heute ja gar nicht mehr selbst, sondern backen die Waren nur noch auf“. Verbriefte Qualität aber überzeuge den Verbraucher. Sein Institut führt in ganz Deutschland Qualitätsprüfungen für Backwaren durch. Die Bewertung erfolgt dabei in Form einer sensorischen Prüfung nach DLG-Kriterien. Bewertet werden hauptsächlich Brote, aber auch Brötchen oder Christstollen. Im vergangenen Jahr nahmen 4.672 Bäckereien bundesweit diesen Service in Anspruch. „Im Schnitt testen wir 60 Brote pro Innung – Tendenz steigend“, berichtet Bernd Kütscher. Prüfungsergebnisse können auf der Homepage
www.brot-test.de eingesehen werden.