Vom Wert des Miteinanders

 

Vom Wert des Miteinanders

Ein großer Erfolg war am 17. und 18. März die Jahrestagung der Innung Mittelrhein bei der Firma Kaspers Natursteine, die stark von der Flutkatastrophe im Ahrtal betroffen war. Viele Mitglieder folgten der Einladung. Die bundesweite Solidargemeinschaft der Steinmetze hatte die betroffenen Firmen mit Spenden unterstützt.

Wie sehr sich die Mitgliedschaft in einer Innung lohnt und was diese als Solidargemeinschaft leisten kann, spürten alle Teilnehmer an der Jahreshauptversammlung Steinmetz- und Steinbildhauer-Innung Mittelrhein, die auf Anregung von Obermeister Thomas Brahm am 17. und 18. März bei der Firma Kaspers Natursteine im Ahrtal, Gemeinde Schuld, stattfand. Von den 23 Innungsmitgliedern waren viele mit Partnern angereist, sodass die Familie Kaspers gut 35 Personen begrüßen konnte. Am Vorabend der Versammlung besichtigten die Gäste die wiederaufgebaute Produktion.

Hilfe durch Spenden

Zwei Jahre nach der Flutkatastrophe im Ahrtal sind viele Schäden noch nicht behoben. Waldemar und Rita Kaspers sowie ihre drei Töchter schilderten die Zerstörung ihres Betriebs, erzählten aber auch von der großen Hilfe durch Kollegen und Freunde sowie von der finanziellen Unterstützung durch die bundesweite Solidargemeinschaft der Steinmetzfamilie. Zusammen mit dem Lions Club Rheingoldstraße hatte diese hatte mit einem bundesweiten Aufruf mehr als 100.000 € an Spenden für die betroffenen Firmen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen erzielt. Auch der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mittelrhein Ulf Hoffmann berichtete von der überwältigenden Unterstützung, die nach dem Aufruf der Kreishandwerkerschaft erfolgte. In Summe gingen eine halbe Million Euro ein, die paritätisch an alle von der Flut betroffenen Innungsbetriebe im Ahrtal weitergeleitet wurden. Nach der Betriebsführung lud Thomas Brahm zum Schnitzelessen im nahegelegenen Hotel Ewerts in Insul ein. Bei leckerem Essen und manchem guten Tropfen tauschten sich Gastgeber und Gäste rege miteinander aus.

Perfekter Gastgeber

Die Innungsversammlung selbst fand am nächsten Morgen statt. Die Familie Kaspers erwies sich als perfekter Gastgeber. Plakate der Nachwuchskampagne »Stein macht stolz« zierten die Werkstatträume, in denen es auch manche Skulptur zu entdecken gab. Thomas Brahm begrüßte als Ehrengäste Sybille Trawinski, Geschäftsführerin des Bundesverbands Deutscher Steinmetze (BIV), Hans-Peter Mulbach, Landesinnungsmeister in Rheinland-Pfalz, Ehrenobermeister Willibald Grahs sowie zwei neue Innungsmitglieder und die freie Steinbildhauerin Anke Stein aus Diez, die Kollegen mit der Fertigung von Ornamenten unterstützt. Brahm lobte die Solidargemeinschaft Innung und erinnerte an die Landestagung Rheinland-Pfalz in Mainz bei der Firma Sauer. Von der Gelegenheit, dieses Unternehmen kennenzulernen, hätten alle Teilnehmer profitiert, weshalb sich Brahm für künftige Veranstaltungen eine größere Beteiligung wünscht. Gute Anregungen habe es auch auf der Obermeistertagung in Potsdam gegeben. Die Lehrlingszahlen seien zwar leicht auf 729 Auszubildende in 2022 gestiegen. »Damit sich der Aufwärtstrend fortsetzt, ist aber jeder gefordert, Lehrlinge einzustellen«, so der Obermeister, der außerdem auf den Newsletter des BIV verwies. Dort habe der Verband dazu eingeladen, mit Fragen zum neuen Berufsbildungszentrum in Holleben nicht hinter dem Berg zu halten.

Nicht nur Grabmale

Nach den vom Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Ulf Hoffmann, vorgetragenen Regularien berichtete Sybille Trawinski aus der Arbeit des Bundesverbands. Dass Steinmetzen deutlich mehr können als Grabmale zu fertigen, sei noch nicht in der Öffentlichkeit angekommen, bedauert sie. Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck habe man bei einem Treffen im Rahmen der Internationalen Handwerksmesse I.H.M. angemerkt, dass er kein Bild vom Steinmetzhandwerk hat. Umso wichtiger sei es, dass Bausteinmetzen und Restaurierungsbetriebe von sich reden machen.

Anreize für Lehrlinge schaffen

Gegen den Fachkräftemangel habe das Berufsbildungswerk (bbw) die Nachwuchskampagne entwickelt. Die Werbemittel würden auch schon von vielen Betrieben genutzt. Ein wichtiger Schritt war laut Trawinski auch die Erhöhung der Ausbildungsvergütung auf 850, 950 und 1.100 €. Weitere Anreize biete das bbw in Form einer Werkzeugkiste für Teilnehmer an den Wettbewerben »PLW« und »Die gute Form« sowie einer Leistungsprämie für Zwischenprüfungsabsolventen mit einem Durchschnitt unter 3,0. Sybille Trawinski rief zur noch stärkeren Beteiligung an der Marketingumlage aus. In Rheinland-Pfalz werde sie aktuell von 57% der Betriebe bezahlt. Echten Nutzen biete der Mitgliederbereich unter www.biv-steinmetz.de mit einer Fülle von praxisdienlichen Informationen. Unter »Mein Betrieb« könne jedes Mitglied seine Leistungspunkte selbst einpflegen. Abschließend zeigte die Geschäftsführerin Filme zum Thema »It´s smarter to travel in groups«.

Landesinnungsmeister (LIM) Hans-Peter Mulbach hatte sich nach der Schließung der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) in Königslutter für die Alternative Kaiserslautern stark gemacht. Nachdem er für diesen Vorschlag beim bbw keine Mehrheit erreicht habe, unterstütze er jetzt das neue Zentrum in Holleben, so Mulbach. »Sehen Sie sich das Zentrum an«, empfahl er und lud auch gleich zur Landestagung 15. und 16. September in Landau an der Weinstraße ein. Auch der LIM rief zur Ausbildung auf. »Guten Lehrlingen muss man aber auch wirklich etwas beibringen«, mahnte er an.

Grauwacke hautnah

Mit von der Partie war auch Weha-Projektmanagerin Katharina Rüttgers. Sie hatte Produkte und 500€-Gutscheine für die von der Flut geschädigten Betriebe Kaspers, Thielen und Steintec Robert mitgebracht. Die Firmen Hergenhahn Naturstein Limburg aus Balduinstein und Steintec Robert aus Schuld erhielten als neue Innungsmitglieder Weinpakete von Obermeister Thomas Brahm.

Viele Teilnehmer nutzten die Gelegenheit zu einer Weinprobe und zum Besuch des firmeneigenen Grauwacke-Bruchs, wo Waldemar Kaspers den Abbau, die Eigenschaften und die Einsatzmöglichkeiten der Ahrgrauwacke erläuterte. Zum Abschluss stärkten sich die Besucher mit Spezialitäten vom Familiengrill.

 

 


Text und Foto: Bärbel Holländer, Ebner-Verlag